Branauer Stimmung erleben – Besuch der deutschen Selbstverwaltungen aus dem Komitat Weißenburg in der Schwäbischen Türkei

Es ist ein großes Problem, wenn man eine Veranstaltung plant und sich niemand oder wenig Menschen bereit sind, dort mitzumachen. Doch diesmal war es genau umgekehrt. Die größte Sorge bedeutete für den Verband der Deutschen Selbstverwaltungen im Komitat Weißenburg die hohe Anzahl derer, die an dem Ausbau von Überregionalen Kontakten in der Branau teilnehmen wollten. Der Plan war, dass die Gruppe mit zwei Kleinbussen, die aus BMI-Mitteln gefördert wurden, die Reise antritt, doch die Plätze waren schnell besetzt und es gab noch immer Interessenten. So wurde umgedacht, ein Antrag auf Modifizierung des Antrags gestellt und so konnten – nach der Bewilligung des Antrags von der Seite der BMI – alle am Ausflug teilnehmen.

Der Tag hat bei vielen Reisenden früh begonnen, denn die Gruppe hatte über 500 km zu bewältigen. Schomberg, Großnarad, Bawaz, Litowr standen im Programm. Schon auf dem Weg wurde darüber gegrübelt, ob sich der Ausflug überhaupt lohnen wird, da diese Gemeinden ziemlich klein sind. Aber das Programmangebot überzeugte schon im Voraus, das Neugier, warum die Gemeinden so bekannt unter den Ungarndeutschen sind.

Und wir haben uns nicht getäuscht. Katalin Berek, die Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Schomberg, hat die Teilnehmer durch den ersten Lehrpfad der Ungarndeutschen geführt, erzählte über die Planung, Entstehung, die Möglichkeiten der Benutzung des Lehrpfades beim Volkskunde-Unterricht. Sie zeigte der Gruppe „Das schwäbische Haus und Hof“, berichtete darüber, wie es zur Traditionspflege genutzt wird, welche Pläne die Selbstverwaltung noch verwirklichen möchte. Obwohl die Zeit sehr knapp war, konnten die Teilnehmer viele Informationen bekommen, Eindrücke sammeln, sich mit einer Prise Enthusiasmus aufladen und die Energie der Minderheitenarbeit in Schomberg in sich tanken.

Auch die zweite Haltestelle verbarg Schätze, die gefunden werden mussten. In Großnarad empfang die Gruppe der Blaufärbermeister János Sárdi, der über die Blaufärber-Kunst erzählte, die Prozesse seiner Arbeit zeigte und erklärte. So wurde allen klar, wie „teuer“ eine Tracht aus Blaufärber-Stoff ist. Nicht nur deswegen, weil sie eine Handarbeit ist, sondern auch weil sie mit Liebe und aus Liebe zur Tradition hergestellt wird. Mit einem Bewusstsein, dieses Erbe bewahren zu müssen, damit auch die jüngere Generation dieses kulturelle Erbe miterleben kann.

          

Nach einem üppigen Mittagessen ging die Reise weiter, nach Bawaz, wo die Gastfreundlichkeit die Gruppe begeisterte. Da es gerade das Weinlesefest veranstaltet wurde, ging es in der Gemeinde ganz lustig zu. Die Gruppe wurde gleich lieblich aufgenommen. Sie bewunderte zuerst das Heimatmuseum, lernte die Geschichte und Traditionen der Menschen in Bawaz kennen, und später zog sie mit dem Weinlese-Umzug gleich mit. Die angebotenen Süßspeisen und Getränke steigerten die Stimmung auf beiden Seiten. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es dann weiter nach Litowr.

Das Dorf, die Ruhe selbst, war die Endstation der Studienfahrt. Ein kurzer Spaziergang und die wunderschöne Kirche der Gemeinde krönten den Tag, der auch bisher als gelungen bezeichnet werden konnte. Einfach traurig, dass der Tag langsam zu Ende geht, ging die Reise wieder zurück in die Heimat. In der Hoffnung, viele Eindrücke und neue Impulse für die spätere Minderheitenarbeit gesammelt zu haben. Für die Nationalitätenselbstverwaltungen, für die Vereine, für die Personen selbst. Mit alten und neuen Freundschaften, Bekanntschaften und einer großen Portion Sicherheit, dass der Weg, der vor uns liegt, der Richtige ist.

Die Studienfahrt wurde aus den Mitteln der BMI „Ausbau von überregionalen Kontakten“ unterstützt. Wir danken dafür.